Schlaraffenland wär‘ nichts für’s Hirn! Ein Veranstaltung-Rückblick.

Alles was lebt, lebt davon, dass es immer wieder Lösungen finden muss. Und diese Lösungen sind der "Dünger" für das Wachstum unseres Gehirns. Erkenntnisse aus der Gehirnforschung wie diese sind der Schlüssel zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Neurobiologe Gerald Hüther bringt unterhaltsam und erhellend auf den Punkt, warum das so ist.

Alles was lebt, lebt davon, dass es immer wieder Lösungen finden muss. Und diese gefundenen Lösungen sind der „Dünger“ für das Wachstum unseres Gehirns. Es sind die vielen kleinen, individuellen Lösungen für Probleme aller Art, die uns Menschen von Kindesbeinen an zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Und diese Erkenntnis aus der Gehirnforschung kann zugleich der Schlüssel für ein erfülltes und glückliches Leben in Zukunft sein. Denn das Gehirn kann sich ein Leben lang neu strukturieren und verändern.

Kinder sind unsere Entwicklungshelfer

Aha-Effekte wie diese boten sich den Gästen der Saxum Stiftung am Abend des 13. März 2020. Deutschlands bekanntester Hirnforscher Gerald Hüther – erstmals in Chemnitz zu erleben – nutzte den Auftakt zur neuen Veranstaltungsreihe in der Holzkirche Chemnitz für eine wahrhaftige Laudatio an das Leben. Hüther verstand es, wissenschaftliche Erkenntnisse in gewinnbringende Impulse für das eigene Leben und die Zukunft unserer Gesellschaft zu übersetzen. Er warb für einen liebevolleren Umgang der Menschen mit sich selbst und sieht in Kindern die seelischen Entwicklungshelfer ihrer Eltern. Und wann immer das Publikum Zeit brauchte, all die geistige Nahrung zu verdauen, malte Matthias Hübner mit seinem lebendigen Cello passende Klangfarben in die Atmosphäre der Holzkirche.

Mit den zahlreichen Denkanstößen des passionierten Neurobiologen Gerald Hüther im Gedächtnis, schien das anschließende Podiumsgesprächs viel zu kurz, um alles Gehörte auf Fragen des Lebensalltags zu übertragen. Eine zusätzliche Perspektive brachte ab hier Sabine Mänken in die Runde ein. Die Volkswirtin, Autorin und Biografieberaterin engagiert sich seit vielen Jahren für die Bedeutung von Elternschaft und Erziehung sowie für die Wertschätzung von Müttern – nicht als Hausfrauen, sondern als seelische Bezugsperson für unsere Kinder. Es zeigte sich, dass jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse nicht im Widerspruch zu heute als konservativ-rückständig geltenden Vorstellungen von Erziehung und Familie stehen. Im Gegenteil scheint die Wahrheit wie so oft in der Mitte zu liegen.

Der gesamte Vortrag als Video.
Das anschließende Podiumsgespräch als Video.

Den Begriff der Emanzipation neu einordnen

Und so führte die Erörterung alter und neuer Rollenbilder zu einer Neueinordnung des Begriffes der Emanzipation. Gerald Hüther sieht darin heute einen individuellen, menschlichen und vom Geschlecht unabhängigen Erkenntnisprozess, an dessen Ende wir Menschen uns nicht mehr zum Objekt der Vorstellungen anderer machen lassen.

Der inspirierende Abend zwischen Philosophie und Musik war die lang ersehnte, erste Veranstaltung der Saxum Stiftung in der Chemnitzer Holzkirche. Menschen aus allen Bereichen der Chemnitzer Stadtgesellschaft waren eingeladen, sich auf eine Atmosphäre des „Du“ und des menschlichen Miteinanders ohne Rang und Titel einzulassen, um sich zu grundlegenden Fragen unseres Selbst- und Weltbildes auszutauschen.